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Flashback Karl-Marx-Stadt – Zwei Heimatfilm-Abende- Zweiter Abend
5. Oktober 2019, 18:00 bis 20:00
Chemnitz / Karl-Marx-Stadt war nie eine cineastische Metropole. Es gibt kaum nennenswerte kinematografische Zeugnisse, die über eine regionale Bedeutung hinausgehen würden. Auf den zweiten Blick aber lassen sich dann doch einige spannende Zeugnisse finden. Diese werden in einer ersten Bestandsaufnahme zusammengefasst. Das Filmprogramm teilt sich in zwei Abende, an denen jeweils in mehreren Kapiteln sehr unterschiedlichen filmischen Spuren nachgegangen wird.
Am ersten Abend laufen unter der Überschrift „Urbaner Underground“ Werke, die zwischen 1985 und 2008 abseits der offiziellen Filmproduktion entstanden sind. Es handelt sich um eigensinnige, auch bewusst irritierende oder provokatorische Arbeiten, in denen sich die typische Hassliebe in Chemnitz/Karl-Marx-Stadt basierter Künstler nachvollziehen lässt.
In „Entrückt sein platzt auf…“ (1985) wendet sich der damals in Ost-Berlin lebende Architekt, Lyriker und Dressman Gino Hahnemann (1946-2006) mit einer eigenwilligen Spiel-Ton-Dokumentarfilm-Collage dem berühmtesten Künstlersohn aus Chemnitz, Karl Schmidt-Rottluff zu. Claus Löser entwirft in „Personen haben…“ (1986) absurde Szenen aus einem innerstädtischen Neubaublock. „Gesichter“ von Dieter Wuschanski entstand 1988 als Hintergrundprojektion für eine Live-Show der Band „A.G. Geige“. Ebenfalls als Teil eines musikalisch intendierten Gesamtkunstwerks entstand das „Dossier ’89“ der zu Unrecht etwas vergessenen Experimental-Rockband „Die arroganten Sorben“ (D.A.S.). Zwei Frühwerke des inzwischen weithin berühmten Extrem-Filmers Jan Soldat springen dann ins beginnende 21. Jahrhundert und runden das Programm ab. Die Vorführung findet in Anwesenheit von Ralf Glaser, Claus Löser, Jan Soldat, Dieter Wuschanski, Karsten Zimalla, Karsten Zinsik und Lutz Zoglauer statt. Einige der Filme waren seit vielen Jahren nicht zu sehen; in dieser Konstellation noch nie.
Der zweite Abend präsentiert unter dem Motto „Utopie und Unterhaltung“ zwei weithin unbekannte DEFA-Filme, in denen Karl-Marx-Stadt jeweils zentrale Funktion zukommt. „Wir waren in Karl-Marx-Stadt“ entstand 1967 als offizieller Jubelfilm zum Pfingsttreffen der FDJ. Als Regisseur fungierte der wegweisende Dokumentarfilmer Jürgen Böttcher (1931 in Frankenberg geboren) alias Strawalde, der mit diesem Propaganda-Werk nach dem 1966 verbotenen Spielfilm „Jahrgang 45“ eine Art Strafarbeit verrichten musste. Zu sehen sind hauptsächlich die feiernden Jugendlichen auf der Straße der Nationen. Trotz des ideologischen Korsetts gelingen Böttcher und seinem Kameramann Christian Lehmann einige poetische Momente. Eine echte Rarität stellt der 1961 gedrehte Fantasy-Film „Der Mann mit dem Objektiv“ dar – eine Art realsozialistische Vorwegnahme des Plots von „Der Mann, der vom Himmel fiel“ von 1970. In dieser Lesart wäre hier Rolf Ludwig ein Außerirdischer wie David Bowie, der aus der Zukunft zur Erde kommt und mit den Unzulänglichkeiten der menschlichen Spezies konfrontiert wird. Dabei spielen auch der Karl-Marx-Städter Theaterplatz mit Chemnitzer Hof und Opernhaus wichtige Rollen.
Erster Abend: Urbaner Underground (Freitag, 4.10.19)
1) Entrückt sein platzt auf und hämmert Farbe in die Narbe der Stunde (DDR 1985, 23 min, digitalisierter Super-8-Film, Regie, Kamera, Schnitt: Gino Hahnemann, mit Sven Stäglich, Georg Brühl u.a.)
2) Personen haben einen sicheren Stand einzunehmen (DDR 1986, 8 min, digitalisierter 16mm-Film, Regie: Claus Löser, Kamera: Ralf Glaser und Lutz Zoglauer, Musik: Die Gehirne u.a., mit Frank Maibier, Dieter Wagner u.a.)
3) Gesichter (DDR 1988, 4 min, digitalisierter 16mm-Film, Regie und Kamera: Dieter Wuschanski, Musik: A.G. Geige, mit vielen Karl-Marx-Städter ZeitgenossInnen)
4) Dossier ’89 (DDR 1989, 33 min, digitalisierter Super-8-Film, Regie, Kamera und Musik: Karsten Zinsik & Karsten Zimalla / D.A.S.)
5) Kommissar Kresch (D 2007, 9 min, Regie: Jan Soldat)
6) Keindeutschmehrland (D 2008, 7 min, Regie: Jan Soldat)
(Gesamtlänge: ca. 90 min)
Zweiter Abend: Utopie und Unterhaltung (Samstag, 5.10.19)
1) Intro (3 min)
2) Wir waren in Karl-Marx-Stadt (DDR 1967, 34 min, digitalisierter 35mm-Film, Regie: Jürgen Böttcher, Kamera: Christian Lehmann, Musik: Gerhard Rosenfeld, Produktion: DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme)
3) Der Mann mit dem Objektiv (DDR 1961, 80 min, digitalisierter 35mm-Film, Regie: Frank Vogel, Buch: Paul Wiens, Kamera: Horst Hardt, Musik: Gerd Natschinski, mit Rolf Ludwig, Christine Laszar, Helga Labudda, Sabine Thalbach, Erik S. Klein u.a., Produktion: DEFA-Studio für Spielfilme)
(Gesamtlänge: ca. 120 min)
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