Ausstellung: „Zwischen Tulpen und Ruinen“

 

19.04.2025 – 11.05.2025

„Zwischen Tulpen und Ruinen“
Eine Ausstellung von Ivonne Dippmann

Fast ein Jahrhundert Chemnitzer Zeitgeschichte verdichtet sich in „zwischen Tulpen und Ruinen“ – einer sehr persönlichen wie politischen Spurensuche in Bildern. Was bleibt von einer Stadt, wenn ihre Fassaden fallen? Was entsteht, wenn wir genauer hinsehen?

Die Ausstellung zeigt Chemnitz in drei markanten historischen Momenten: als aufstrebende Industriestadt um 1900, in Trümmern nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 und schließlich in Farbe in den 1970er- und 1980er-Jahren, als Karl-Marx-Stadt der DDR. Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus dem Familienarchiv, Farbfotografien und Zeichnungen meines Großvaters verbinden sich zu einem visuellen Gedächtnisraum. Es sind Fragmente eines Jahrhunderts, festgehalten von Menschen, die diese Zeit selbst erlebt haben – ihr Blick auf die Welt war unmittelbar, geprägt von Erfahrung, Wandel und Überzeugung.

Der Körper vergisst nichts. Laut Feldenkrais können wir Bilder nur wirklich nachempfinden, wenn wir selbst vergleichbare Erfahrungen gemacht haben. Dennoch öffnen Fotografien vergangener Zeiten mehr als nur ein visuelles Archiv. Sie zeigen Denkweisen, Werte und gesellschaftliche Konstruktionen. Sie geben Einblick in Identität, Erinnerung und in die Frage, wie wir lernen, unsere Welt zu sehen.

Nach dem Krieg wandte sich mein Großvater – traumatisiert, aber nicht gebrochen – der Natur und der Familie zu. Seine Fotografien und Zeichnungen, entstanden zwischen Rabenstein und dem heimischen Garten, erzählen von einer stillen, hoffnungsvollen Gegenwelt. Blumen, Bäume, Licht – all das wurde für ihn zu einem Ort der Rückbesinnung, ein Ausdruck innerer Heilung und Suche nach Schönheit.

„Zwischen Tulpen und Ruinen“ ist mein Versuch, meine Heimatstadt neu zu sehen – und vielleicht auch uns selbst. Die Ausstellung lädt dazu ein, Geschichte nicht nur zu betrachten, sondern zu fühlen. Sie erinnert daran, dass aus Zerstörung Neues entstehen kann, wenn wir den Mut haben, unsere Gedanken zu hinterfragen und unsere Perspektiven zu verändern.

Der Blick auf die Vergangenheit zeigt, wie der Wille der Menschen – für das Gute oder das Schlechte – die Welt prägt. Diese drei Zeitepochen offenbaren, was in Zukunft möglich ist: der Wille zur Zerstörung oder der Wille, Gutes zu kultivieren. Wie wir von kleinauf lernen zu denken, bestimmt den Verlauf unserer Zukunft. Wie man sagt: Man erkennt den Sieger am Start; bestenfalls im Garten, zwischen den Tulpen.

Text Ivonne Dippmann

www.ivonnedippmann.eu
www.friedrichdippmann.com
@ivonnedippmann

 

 

Quellenhinweis: Die Schwarz-Weiß Bilder stammen vermutlich von Foto-Fuchs, Spezial-Fotohandlung ehemals in Karl-Marx-Stadt. Die Farbfotografien stammen von Archiv K. Wächtler.

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